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Ein eigenes (kleines) Geoportal erstellen

· 5 Minuten Lesezeit
Fedora
Geographin und Klimaaktivistin

Geoportale gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Sehr viele Behörden und Kommunen stellen mit ihren Geoportalen Geodaten und ihr Kartenmaterial online zur Verfügung. Mit GeoDatenGuerilla und den hier zu findenden Online-Karten und Geodaten betreibe ich quasi selber ein eigenes Geoportal. Im Folgenden möchte ich anhand der hier eingesetzten Software zeigen, wie sich jede*r ein eigenes kleines Geoportal erstellen kann. Als Geoportal verstehe ich an dieser Stelle eine im Web-Browser aufrufbare Anwendung bzw. Webseite, die verschiedene Online-Karten zur Verfügung stellt, sowie die dahinter liegende Infrastruktur, um Geodaten bereitzustellen. Außerdem ist in meinen Augen eine Dokumentation essenziell, um Beschreibungen, Lizenzinformationen etc. der Datensätze den Nutzenden zu Verfügung zu stellen.

Desktop-GIS

Die Grundlage aller meiner Karten und Geodatenanalysen, ob online oder offline, ist ein Geographisches Informationssystem (GIS) auf dem Computer. Dieses erlaubt die Erstellung, Verwaltung und Analyse von Geodaten. Als Verfechter von freier und open-source Software nutze ich QGIS.

In QGIS importiere, bearbeite und erstelle ich die Geodaten, die ich später zur Verfügung stellen möchte. qgis-mitmachen-screenshot.png Die Daten der Online-Karte zur A20 sehen in meinem QGIS-Projekt so aus, wie in dem Screenshot zu sehen. In dem Fall habe ich Übersichtspläne und Übersichtslagepläne in QGIS georeferenziert, um dann die Autobahntrasse von diesen abzuzeichnen. Außerdem habe ich die Flächen von Mooren und Schutzgebieten eingefügt. Die Trasse und die Schutzgebiete sind entsprechend auch in der Online-Karte zu finden.

Um die Nutzung von QGIS zu lernen, ist der erste Anlaufpunkt die umfangreiche Dokumentation. Außerdem bieten die Weiten des Internets viele Tutorials.

Geodaten bereitstellen

Hat mensch die Geodaten in den Zustand gebracht, in dem sie veröffentlicht werden sollen, bieten sich zwei verschiedene Schritte an. Die Geodaten lassen sich entweder per OWS-Service, also WMS/WMTS, WFS oder WCS, zur Verfügung stellen oder mensch stellt die Dateien direkt zum Download zur Verfügung. Beide Schritte schließen sich aber nicht aus. In meinem Fall stelle ich die Geodaten per WMS der Kartenanwendung und die GIS-lesbaren Dateien als Download zur Verfügung.

OWS-Services

Als OpenGIS Web Services (OWS) werden verschiedene Webservices bezeichnet, die Geodaten zur Verfügung stellen können. Die wohl wichtigsten sind der Web Map Service (WMS), welcher Karten in Form von Rasterdaten ausgibt, und der Web Feature Service (WFS), der Vektordaten ausgibt. Um die entsprechenden Services anzubieten, gibt es verschiedene Software, die mensch auf einem Server installieren kann. Mapserver, Geoserver und QGIS Server sind freie und open-source Software, mit denen sich solche Services erstellen und betreiben lassen.

Wie bereits beschrieben, nutze ich WMS, um der Kartenanwendung die Geodaten bereitzustellen. Die dafür genutzte Software ist QGIS Server. QGIS Server hat den großen Vorteil, dass die Karten, die per WMS ausgegeben werden, genauso so aussehen, wie mensch es in seinem QGIS-Projekt einstellt. Dies lässt sich ganz gut im Vergleich mit dem Screenshot oben und der Kartenanwendung der A20 erkennen. So sehen die Trassen und die Markierungen der Bauabschnitte gleich aus. Außerdem lassen sich die Webservices direkt im QGIS-Projekt einrichten. So lassen sich in den Layer-Eigenschaften die Infos für "GetCapabilities"-Abfragen eintragen. qgis-server-einstellungen-layer-properties.png Die Projekt-Eigenschaften erlauben weiteres Feintuning, bspw. dass Layer, die im QGIS-Projekt enthalten sind, nicht Teil des Service sein sollen. Dies mache ich u.a. mit den Plankarten der A20. Aus diesem Grund sind diese oben zwar im Screenshot von QGIS zu sehen, aber nicht in der Kartenanwendung. qgis-server-einstellungen-project-properties.png Wenn in dem QGIS-Projekt der QGIS Server konfiguriert wurde, braucht mensch die Projektdatei mitsamt der Layer-Dateien nur noch auf den Server kopieren und kann die OWS-Services nutzen und in Anwendungen einbinden.

Dateien

Der klassische Weg, Geodaten zur Verfügung zu stellen, ist, diese zum Download anzubieten. Wenn mensch möchte, dass die Daten bei anderen im GIS genauso aussehen, wie im eigenen, lässt sich zusätzlich der Layer-Style als Datei mit zur Verfügung stellen. Geopackages erlauben es sogar, den Style in der Datei zu speichern. Aber auch für Online-Karten kann es sich anbieten, die Geodaten nicht per OWS-Service, sondern als Datei einzubinden. So bietet uMap die Möglichkeit an, Geodaten in Form von GeoJSON- oder GPX-Dateien einzubinden.

Die hier genutzte Kartenanwendung unterstützt dies nicht. Die Geodaten werden mittels WMS eingebunden. Aber die Geodaten stehen als Download zur Verfügung und sind zusätzlich in der Dokumentation verlinkt.

Kartenanwendung

Das Herzstück eines Geoportals sind die Karten. Um interaktive Online-Karten anzubieten, gibt es auch hierfür verschiedene freie und open-source Software. Mit Mapbender und Geonode stehen Softwarelösungen bereit, die als "Content-Management-Systeme für Karten" das Erstellen von Online-Karten sehr einfach machen und kaum bis gar keine Programmierkenntnisse erfordern. Dem gegenüber stehen Softwarelösungen wie OpenLayers, MapLibre oder Leaflet, die Programmierkenntnisse erfordern, sich dafür aber auch komplett den eigenen Bedürfnissen anpassen lassen. Und wer seine Online-Karten nicht selber hosten möchte, kann diese mit Hilfe von uMap erstellen und teilen.

Als Kartenanwendung kommt hier Mapbender zum Einsatz. Mapbender macht einem das Erstelllen von Online-Karten sehr einfach, da sich, wie in einem Content-Management-System, die Inhalte zusammenklicken lassen. mapbender-cms-einstellungen-beispiel.png Die Geodaten werden mittels WMS, der von QGIS Server bereitgestellt wird, in Mapbender eingebunden.

Ein weiterer Pluspunkt von Mapbender ist die einfache Installation. Diese ist in der Dokumentation beschrieben. Ich rate aber dazu, vor dem Ausprobieren noch eine PostgreSQL- oder MySQL-Datenbank für Mapbender einzurichten. Das Vorgehen dazu ist auch in der Dokumentation beschrieben.

Dokumentation

Als letzten wichtigen Baustein sehe ich für ein kleines Geoportal eine Dokumentation. Diese ist dazu gedacht, jeden Datensatz zu beschreiben, seine evtl. Quellen und die Lizenz, unter dem der Datensatz steht, anzugeben. Die Dokumentation hier dokumentiert die Kartenanwendungen. Unter Downloads finden sich aber nicht nur die Geodaten der Kartenanwendungen, sondern auch Karten als PDF. Diese sind nicht dokumentiert, was aber auf langfristige Sicht sinnvoll ist.